Uri Bülbül | Das Ästhetikum

 
 
 
 

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28. Januar 2023


Nachrichten aus dem Büro

Poetische Hermeneutik - GedankenTanz - Vollmond Talk

Die Zusammenhänge sollen in einer Woche am Samstag, 04. Februar 2023 um 19.00 Uhr beim Vollmond Talk im Chancen-Café deutlicher zutage treten. So das hoffnungsvolle Bestreben. Fragen, Antworten ohne Endgültigkeit, erneut aufgeworfene Fragen, sich wiederholende und neue Fragen zur Überraschung der Antworten, die sich in ihrer Überraschung in Fragen umbiegen. Im Zusammenhang mit meiner Antwort auf ask.fm, die ich heute hier veröffentliche, schwebt mir ein Gedanke durch den Kopf: Freiheit ist ein Tanz um die eigene Mitte.

Die Lücke und das Glück


Jede Menge Stoff - Stoffe meiner Literatur

Ich erkläre mich selbst - meist öffentlich mir selber! Die Vorstellung der fremden Blicke eröffnet auch mir einen fremden Blick auf mich selbst. Über die Stoffe der "Weltliteratur" haben sich schon viele geäußert und es gibt so manch einen Systematisierungsversuch. Hier geht es um die Stoffe meiner literarischen Welt. Natürlich auch mit einem Versuch der Systematisierung, wichtiger aber mit dem Ziel der Selbstverständigung. Hier ist meine Literatur, mein literarisches Leben, mein Künstlersein, mein schlichtes Dasein: Was Ihr wollt!

Ich komme in eine Phase, in der ich das offene Kunstwerk meines Lebens präsentabel zu gestalten versuche. Die "Präsentabilität" und die Selbstverständigung zu einem Selbstverständnis wie Selbstverständlichkeit könnten doch eine Einheit bilden, oder?

Ich bin der fallende Tropfen Regen, der bevor er auf dem Asphalt aufschlägt und zerstiebt zweierlei möchte: seine Kugelform einnehmen und in einen See oder ins Meer seines Gleichen aufschlagen und darin aufgehen.

Ich bin ein Skeptiker der Hoffnung - so habe ich es verinnerlicht. Aber ganz aufgeben kann und will ich sie auch nicht!

Demnächst auf diesen Seiten

Jede Menge Stoff - Stoffe meiner Literaturwelt



Das neue Jahr bricht an und auch ein in das virtuelle Büro...

Pläne im Kopf... nein, es sind mehr Vorhaben... Pläne wären deutlich mehr als Vorhaben, wie Vornahmen weniger sind als Vorhaben!

Manchmal komme ich über Absichtsbekundungen kaum hinaus und wenn ich diese dann später, leider manchmal auch Jahre später lese, schmerzen sie mich. In diesem Seelenzustand befinde ich mich verharrend - fühlt sich wie Stillstand an und ist doch, wenn ich es nur anders betrachten könnte, meine Seele.

Heute möchte ich unbedingt eine Folge des SOKRATES-Romans veröffentlichen; Denn genau heute vor neun Jahren am 02. Januar, 2014 01:55:33 erschien auf ask die erste Folge. Mein Stillstand ist wie ein Baum; er steht am selben Ort und steht doch nicht still, sondern wächst. Ich bin noch immer hier und heute entsteht die Folge 549. Und die Folge 548 kann publiziert werden, das hätte ich allerdings auch schon vor Wochen machen können. Mir ist etwas aufgefallen, was hier eine Nachricht wert sein könnte; aber wie wertvoll ist es, was sich um mich dreht oder in meinem Kopf abspielt?

Mein Labyrinth-Roman kam ins Stocken, als meine Haupt- und Erzählerfigur von Guerilleros mitgerissen -man kann nicht sagen "entführt"- aus seinem Labyrinth in den Dschungel kam. Was ist es bloß, was mich am Dschungel immer wieder so anzieht, wo mich aber auch immer wieder der Mut zum Schreiben verlässt? Nach 497 968 Zeichen, 77 306 Wörtern, 169 Seiten bricht der Roman an dieser Stelle ab:
Ich wußte nichts über unser Reiseziel, nichts über unseren Auftrag, nichts über unsere Reise an sich: in wessen Flugzeug befanden wir uns? Wie lange würde die Reise dauern? Was beinhalteten die Container? Würde ich wirklich jämmerlich im Dschungel sterben, wie Diogenes es mir prophezeite? Was aber bedeutete schon sterben in diesem Traum? Hatte mich nicht schon einmal die Riesenboa umgebracht? Wahrscheinlich war Sterben nicht mehr als ein Ortswechsel. Nach dieser gewagten Spekulation hielt ich kurz inne, um Diogenes Gelegenheit zu geben, sich mit einem empörten Widerspruch zu melden. Aber vielleicht war er wirklich nicht mit uns in das Flugzeug gestiegen. Vielleicht kuschelte er sich gemütlich in Biancas Gehirnwindungen und ließ es sich gut gehen. Der Gedanke an Bianca erregte und schmerzte mich zugleich. Ich sah sie barfuß in ihrem Appartement aus dem Badezimmer kommen. In ein großes Badetuch gehüllt ihr Körper und ihre Haare feucht und strähnig. Der Gedanke, daß ich im Dschungel sterben und nie wieder in ihr Appartement gehen könnte, war ein Fausthieb in meinen Solar plexus. Plötzlich wurde ich aus meinen Gedanken gerissen, weil der Comandante mir eine Feldflasche unter die Nase hielt. Ich schrak auf und schüttelte ablehnend den Kopf, wovon sich der Guerillero nicht beeindrucken ließ. Beharrlich hielt er mir die Feldflasche ins Gesicht. Ich nahm sie ihm endlich widerwillig aus der Hand. «Trink!» befahl er. Das sollte wohl der Eisbrecher zwischen uns werden. «Früchtetee mit Traubenzucker. Wird dir gut tun.» Ich gehorchte und trank ohne rechte Freude und gab ihm mit versteinerte Miene seine Flasche zurück. Winde rüttelten an unserem Flugzeug und an der Decke leuchtete eine kleine rote Lampe auf, das Signal zum Anschnallen. «Wie bist du in das Büro des Parteisekretärs gekommen?» fragte er und als er mein Zögern bemerkte, formulierte er grinsend um: «Ich meine, wie bist du Parteisekretär geworden?» Keine Lust auf Versteckspiel, dachte ich, nur geradeheraus. Ich kann mich dem, was auf mich zukommt, ohnehin nicht mehr entziehen.
SOKRATES hat im vergleich zu diesem meinen Erzählwerk, außer diesen beiden größeren Erzählwerken existiert kein weiterer Roman, hat 1 628 164 Zeichen; 253 795 Wörter und ist damit dreimal so lang wie mein Labyrinth-Fragment. Dort gab es einen Ich-Erzähler und der Roman begann mit dem Sätzchen: «Ich habe einen Traum». Erinnert er an Martin luther Kings große Rede: «I have a dream», so ist mir das der schönen Assoziation wegen sehr recht. Er sollte aber zugleich auch an Peter Kriegs Film-Essay: "Maschinenträume" erinnern. War damit also dieses Fragment zwischen sehnsüchtiger Humanitätsutopie und technizistischer Aufklärungsdystopie anzusiedeln? Nach langem Irren durch meine Gedankengänge kann ich ja in meinem philosophischen Schreiben einige Gedankenstriche auf diese Frage verwenden, denn schließlich soll ja Philosophie sich auch um Selbsterkenntnis handeln. Sicher ist, dass meine beiden "Helden", im Labyrinth-Roman "Lemming" genannt und in SOKRATES wird er mit deutlichem Bezug zu mir zu "Uri Nachtigall", nicht weit von mir entfernt sind. Die Lösung, im SOKRATES von meinem "Avatar" zu sprechen, gefällt mir ausgezeichnet.

Wie auch immer. Andere schreiben einen Roman pro Jahr - zumindest so lange, bis sie von den Verkaufszahlen halbwegs erträgliche Einnahmen haben; ich habe dieses Level der Professionalität vollkommen verfehlt. Mein Endgegner hieß viel früher schon: "Dschungel". Übrigens wollte ich meinen Labyrinth-Roman, in dem die Ich-Erzählinstanz von seinem Traum erzählt, obwohl es im Laufe der Erzählung völlig fraglich wird, ob es sich überhaupt um einen Traum handeln kann, irgendwann auch mal "Zerfahrenheit" nennen. Ich hatte mir verschiedene Titel überlegt, oder sie entstanden im Laufe der Zeit, hatten aber immer irgendeine Fragwürdigkeit:
  • Das verrückte Labyrinth im Turm zu Babel
  • Das verrückte Labyrinth
  • Zerfahrenheit
Der einfache Arbeitstitel war "Lemming-Roman". Gegen "Das verrückte Labyrinth" wandten Freunde ein, es gebe ja schon ein Gesellschaftsspiel diesen Namens und fanden es fraglich, ob die Erweiterung "im Turm zu Babel" ausreichen würde, um Urheberrechtsfragen aus dem Weg zu gehen. Mir war der Bezug zu Babel und zum Turmbau zu Babel nicht unwichtig und keine einfache Copyrightsfrage, weil ich eigentlich essayistisch zur Wissenschaftskritik ansetzen wollte. Ich erinnere mich an die aufgeregten Zeiten 1988 - 1996; ich hatte mich mit Praxisbezug in den Geisteswissenschaften beschäftigt; mit Medizingeschichte und Medizinkritik, hatte gemeinsam mit anderen versucht, Ideen für eine angewandte Germanistik zu entwickeln und politisch Stellung bezogen zur Gründung des theaterwissenschaftlichen Instituts an der Ruhr-Universität Bochum: Wie sollte sich ein geistes- oder kulturwissenschaftliches Fach zur praktischen Berufsausbildung in Schriftstellerei (Germanistik), Schauspielerei, Regie, Dramaturgie oder Kamera (Film) verhalten? Hatten wir nun plötzlich in der Fakultät für Philologie durch das neugegründete Institut angehende Schauspieler, Regisseure oder Filmemacher? Verlor die Geisteswissenschaft oder in Plural. Verloren die Geisteswissenschaften ihre identität?

Angefangen hatte das Ganze Anfang der 80er Jahre mit einem Legitimationsdruck und dann gesteigert und universitär verinnerlicht mit der "Legitimationskrise der Geisteswissenschaften". Die Philosophie als Fach aber auch die ganze Fakultät mit allen ihr zugehörigen Fächern und Instituten wurde in die Legitimationskrise gedrängt. Was dahinter steckte war ein politisch-ökonomischer Druck, dass der Staat nicht mehr seine Kritiker und deren Entstehungsherde zu finanzieren gedachte. Der autoritäre Aberglaube, dass Kritiker Fremdkörper im Gesellschafts- und Staatswesen waren, die durch ihre Nörgelei störten wie der Stachel im Fleisch, hatte sich wieder eingeschlichen, wie es zuvor der Antisemitismus suggeriert hatte; Da gab es den Bolschewismus und das Judentum, was den "gesunden Volkskörper" krank machte, vergiftete, schwächte und daran hinderte seine ihm wesentliche gesunde Größe und Form zu erreichen. Derlei Propaganda war nach 1949 gdämpft und gedeckelt worden. Links-Intellektuelle, Künstler, Medienmacher sollten als Teil des demokratischen Ganzen zur Entwicklung der Gesellschaft beitragen. Die Idee einer großen wie pluralistischen Polis schwebte durch die Atmosphäre und sollte der Demokratie förderlich sein. Aber dieses Bild hatte Risse und sollte bröckeln. Die Wiedereröffnung des Frankfurter Instituts für Sozialforschung könnte man als ein Symptom der Demokratisierung deuten, zugleich aber auch die Schwierigkeit sehen, dass die Universität keineswegs durchweg oder überwiegend demokratiefreundlich und offen für die ganze Gesellschaft als Polis sein wollte. Das Institut eröffnete aber gehörte nicht ganz zur Universität, und viele andere Universitäten blieben ihren antidemokratischen Tendenzen und Vertretern durchaus verbunden. Das mochte von Fakultät zu Fakultät, von Universität zu Universität unterschiedlich sein; aber eine einheitliche Bejahung der Demokratie und der Pluralität gab es nicht. Die Studentenbewegung 1968 offenbarte eher die Risse und größer werdenden Gräben, schuf zwar auch antiautoritäre oder demokratischere Tendenzen, aber eineinhalb Jahrzehnte später konnte die "geistig-moralische Wende" der Kohl-Ära die Restauration des Autoritären sattelfest etablieren.

Ich bin ein Kind der 70er und 80er Jahre. Jetzt schaue ich zurück, werde bald mein 60. Lebensjahr erreicht haben, kann aber nicht bilanzieren. Ich bin lange nicht fertig und niemand weiß, wieviel Zeit ihm verbelibt. Heute dachte ich, Zeit ist nur der Bourgeoisie und dem Kapitalismus Geld - mir ist Zeit Leben! So lebe und schreibe ich weiter, kümmere mich um meine vierbeinigen Freunde, sie lehren mich viel über das Leben, die Gesellschaft, den Menschen und natürlich sich selbst und über mich selbst, der ich mich gerne im lebendigen Wachstum begreife.

Die Fortsetzung des Fortsetzungsromans SOKRATES

27. Oktober 2022

In den Sommermonaten hat mich die Kulturphilosophie immer mehr in ihren Bann gezogen. In einem ganz anderen Zusammenhang hatte ein Musiker-Freund mir gesagt, als ein Projekt nicht klappte und die Zusammenarbeit zu scheitern drohte, «manchmal ist der Fluss des Lebens nun mal anders, als wir es uns vornehmen». Wie wahr! Und genau auf diesen Fluss des Lebens kommt es an und darauf, die eigenen Arbeitsbewegungen auf den Fluss abzustimmen. Unlängst davor hatte Funda Çýnar bei der Vorstellung des KulturArchivs-Ruhr in ihrer Rede einen Aphorismus angebracht: «Wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel anders setzen». Das fügte sich sehr harmonisch zu den Gedanken, die aus den Arbeitsbemühungen meinerseits entstanden. Ein bisschen gab ich der Strömung in meinem Leben nach, ein bisschen segelte ich mit Rückenwind oder entspannte mich mit meinen Vornahmen und folgte der Intuition, die mich zu den Gedankenstrichen und zu der Buch-Idee: «Uri Bülbül und die 40-Thesen» führte.

Nun ist der Sommer vorbei, der Herbst in vollem Gange; in der Kulturlaube gab es zwei Märchenlesungen - nicht nur 1001 Nacht! Ein drittes von eigenen Märchen wurde erzählt und will nun aber auch verschriftlicht werden; die anderen beiden gibt es schon zu lesen. Nun kommt bald: «Der Fischer und seine Frau». Der als trist verschriene und auch politisch triste Monat November steht an und fordert zu Märchen heraus, um etwas «mehr Licht» in die Herzen zu bringen.

Eine literarische Erzählung, ein unendlicher Fortsetzungsroman, passt genau in diese Zeit, auch wenn es zunächst öffentlich am 09. November 2022, ab 19.00 Uhr mit einem kulturphilosophischen Dialog im Chancen-Café 103 in Dortmund weitergeht. Die SOKRATES-Folgen bis 555 entstehen im November; es fehlen nur sechs, und werden auch im November noch veröffentlicht. Aber hier auf der Homepage werden auch Metabetrachtungen zu SOKRATES zu finden sein. Das ist der Einblick ins Büro, den ich gewähren kann und möchte.


 26. September 2022,

Herbstanfang und das Ende des Sommers

Am 23. September erhielt ich per Mail die Nachricht vom Tod eines sehr guten Kollegen und Freundes, mit dem mich viele gute Gespräche, harte Diskussionen, Streitereien und Versöhnungen über Jahre und Jahrzehnte verbanden. Ich kann es nicht glauben, mir ist, als würde er bald wieder zu mir in die Kulturlaube kommen, um sich mit mir zusammen- und auseinander zu setzen. Nach zwei Tagen und einer ersten durchwachten Nacht nach der Nachricht steigt in mir ohnehin schon vorhandene Melancholie wie ein gruseliger Nebel auf. Was mich etwas über den gestrigen Tag gerettet hat, war der Spaziergang mit Diego über den Campus der Ruhr-Universität Bochum (RUB), wo Dr. Ulrich Schröder mit viel Leidenschaft und Engagement gewirkt hat. Er soll bitte, bitte nicht sang- und klanglos aus meinem Leben verschwinden! Zuletzt archivierte ich noch am 24. Mai 2022 seine Publikationen: «Die Ruhrpiranhas» und «Aufbruchstellen» im KulturArchiv-Ruhr. Uli war ein großartig engagierter Mitstreiter. Kämpfer und Kollege auf dem Feld der Kultur. Während ich dies mir von der Seele schreibe, entwickeln sich Ideen, sein Andenken, seine Arbeiten und seine Energie, die er in viele Initiativen gesteckt und meiner Meinung nach manchmal leider auch vergeudet hat, wachzuhalten und sein Ansehen zu mehren. Ich tue es für ihn, aber auch oder mehr für mich, denn er war ein Antipode zu mir, der Yang zu Ying oder der Ying zu Yang; das Gegenteil von mir und mir doch so nahe! Ulrich Schröder, ich schulde dir was! Danke, dass du in meinem Leben und in meinen Erinnerungen und in meinem Büro bist!

 28. Juni 2022,

Baustelle Kanalarbeiten

Was man auf der Autobahn nicht alles lernt! Und was man dort nicht lernt, lernt man nimmer mehr: Es gibt nun einmal Baustellen! Und ins Existenzielle gedreht: das Leben ist eine Baustelle. Das ist eine Never Ending Story, immer ist irgendwo eine Baustelle. Auf meiner Homepage verdient das aber durchaus den Namen Kunst als Prozess oder offener Text. Im Unterschied zur Autobahn ist hier eine größere Mitwirkung möglich als nur im Reißverschlussverfahren sich einzufädeln, um möglichst wenig Stau zu verursachen. Rückmeldungen, Fragen, Anregungen, Kritik bis hin zu Nörgelei - alles gerne per Email angenommen oder wo möglich auch über Kommentare, was zum Beispiel bei den Blogs möglich ist oder auf ask.fm, wie der Name schon sagt durch Fragen, wobei aber einschränkend zu vermelden ist, dass die Plattform eine Anmeldung verlangt. Aber wer glaubt, dass es keine dummen Fragen, sondern nur dumme Antworten gibt, sollte sich mal wenigstens für eine kurze Weile der Langenweile auf ask.fm anmelden. Ich bin dort am fragwürdigen Ort, weil erstens der Ansatz der Plattform eine andere war und auch ohne Anmeldung mitgelesen werden konnte und zweitens ich den besorgniserregenden Geisteszustand unserer Kultur am Puls der Zeit und Jugend fühlen zu können glaube. ask.fm hat sich redaktionell und strukturell kommerzialisiert, dementsprechend sind die Inhalte schier völlig ausgehöhlt. Der Geldliberalismus «witzigt und verdummt zugleich», könnte ich nun mit Adorno/Horkheimer sagen. Die Kanalarbeiten lagern aber eigentlich auf meinem youtube-Kanal und werden sowohl weitergeführt als auch überarbeitet. Aber über ask.fm führt auch ein Kanal zu mir. Und immer ist irgendwo eine Baustelle. Das ist gewiss. Momentan gibt es einen neuen Streckenabschnitt der Vollmondlesungen und Vollmondtalks.

In meinem Kopf spuken aber auch Gedanken wie Theorien zu meinen Kanalarbeiten und zu Kanälen umher, an diesen geistigen Nebelungen möchte ich auch andere teilhaben lassen. Sie führten zu postdramatischen Spielen unter dem Motto: «Gespenster am toten Hirn».


 25. Juni 2022,

Uri Bülbül: ...und die 40 Thesen...

Sowohl durch den Vollmond-Talk als auch das Vorankommen meiner in Gedankenstrichen formulierten Gedanken zur Kulturphilosophie möchte ich nun ein Manifest in Print herausgeben. Die 40 Gedankenstriche müssen neu zusammengesetzt und vielleicht etwas ausgebaut und vertieft werden; damit der Charakter des Manifestes nicht im Vagen bleibt. Ein vages Manifest wäre ein Widerspruch in sich selbst.

Den Ausgangspunkt der Gedanken bildet die Vorstellung der drei Freunde im Tübinger Stift, drei jugendliche und feurige Zimmergenossen, die in der Welt etwas bewegen wollen. Das Tübinger Stift ist eigentlich nicht für Menschen gedacht, die die Welt verändern wollen, sondern soll als eine Kaderschmiede für regierungstreue evangelische Pfarrer dienen. Der Zweck ist die eine Sache, wichtig ist aber auch, was hinten tatsächlich herauskommt ;) Schelling, Hegel, Hölderlin! Drei unterschiedliche und sehr bewegende Persönlichkeiten europäischer Kulturgeschichte. An dessen vorläufigem und vorüberfliegendem und von anderen kaum wahrnehmbarem Ende stehe ich, ein Hölderling in selbstbezeichneter Angelegenheit und gezogener Linie rund 230 Jahre später! Es ist womöglich ein modernes Märchen der Selbstinszenierung. Eine postmoderne Ironie.

Uri Bülbül: ...und die 40 Thesen... - Für ein Paradigmenwechsel in der Kultur

 03. Juni 2022,
Die Vollmondlesung von Mai hat Folgen...
Nun gibt es regelmäßig vollmondlich einen Talk übertragen im WEB auf Facebook eine Lese-, Gesprächs- und Musikrunde mit Uri Bülbül und Gästen. Uri Bülbül selbst im Chancenraum von Gast zu Geber metamorphiert, liest, spricht, moderiert zu Themen der Kultur, Politik und Weisheit.

Ihn anheulen wie ein einsamer Wolf ist die eine Möglichkeit, wir suchen nach weiteren Möglichkeiten, um unseren einzigen Erdtrabanten zu würdigen: Wie passend, dass das Chancenraum-Team dies in sein Projekt sawubona 103 eingliedert. Sawubona bedeutet wörtlich: «Ich sehe dich, du bist mir wichtig und ich schätze dich», ist die häufigste Begrüßung im Stamm der Zulu. Kann es etwas Schöneres für Kunst, Kultur, den Mond und Uris besten Freund Diego Li geben? Natürlich ist Diego Li wieder mit von der Partie und kann gesehen, geschätzt und liebevoll begrüßt werden. Im Juni-Vollmond sprechen wir entsprechend zu Sawubona mit Funda Cinar über Globalkultur, die die Geschäfte der Gesellschaft für Kunst und Kulturelle Bildung führt. Soll denn das Motto «Romantik für alle» sein, nachdem Uri Bülbül in seiner Lesung eine Lanze für die Romantik gebrochen hat und Birgitt Schuster hinzustößt mit Novalis-Gedichten und viel, viel mehr? Beginnt die Kulturrevolution unter dem Vollmond? Hinsehen lohnt sich! Sawubona!

 09. Mai 2022,
In einer Woche ist es soweit...
Ich als selbsternannter Postmoderner Romantiker melde mich bei Vollmond im Chancenraum in Dortmund zu Wort:



Das hat Dortmund gerade noch gefehlt... da kommt einer bei Vollmond und vollführt einen Gedankentanz. Was kann da der erste Gedanke nur sein? «Hoffentlich ist er nicht nackt!»

Aus dem Ankündigungstext kann man das nicht ersehen. Ein Romantiker? Womöglich ist er ein frisch entlaufener Demeterliterat aus der Novalis-Hochschule!



Wähnt sich im Labyrinth und versucht dem mit Hilfe des Ariadnefadens zu entkommen. Der Fehler: er hat den Ariadnefaden zerschnitten, zerstückelt, geschüttelt und gerührt, besprüht und weggeschmissen und operiert nur noch mit der Ariadne in homöopathischen Dosen.

Ich würde mir das ja live und in Präsenz anschauen, Medien verfälschen doch alles! Aber es gibt natürlich auch einen Livestream dazu auf Facebook:

https://www.facebook.com/watch/ChancenRaum103

Aber es wird auch eine Tortenschlacht erwartet. Oder?

 24. März 2022, Mit großem Interesse und Engagement recherchiere ich im Netz für die kulturphilosophischen Gedankengänge, die sich vom Labyrinth als Bild losgesagt und sich unter Gedankenstrichen zu sammeln begonnen haben. Immer wieder hatte ich Anläufe genommen, zu formulieren, was mich im Schreiben bewegt und was ich für allgemein bedeutsam und grundsätzlich halte - was also philosophischer Natur sein könnte.

"Grundsätzlich" bedeutet oft aber auch, dass Dinge unter dem Radar des Bewusstseins bleiben.

Ich schreibe und schreibe, springe hin und her, argumentiere und fabuliere und verliere den Trieb aus den Augen, der mich schreiben lässt. Ich verliere nicht die Motivation; ich verliere die Substanz dieser Motivation aus dem Blick; sie verliert sich im Nebel oder verschwindet unbemerkt, weil unbeobachtet, am Horizont.

Mit Arbeitsjournalen, Tagebüchern, Blogs, Kommentaren, Randnotizen kurzum: schreibend versuche ich alles sichtbar zu machen, was sich gerne unsichtbar macht, um besser wirken und, wie ich befürchte, mich an der Nase herumführen zu können. Da kommt eine Frage aus der Außenwelt in das einsame Spiel:

«Bist du besser darin, dich selbst erfolgreich hinters Licht zu führen oder dich dabei zu erwischen?»

Im Gedankenstrich 28 versuche ich eine Antwort darauf...

Aber eine These findet noch gar keine Unterkunft im Text: So wie Subjekt und Objekt untrennbar zusammengehören, gehören auch Kultur- und Naturphilosophie zusammen, wenn Subjekt und Objekt ins Abstrakte und Allgemeine verlängert werden.

 « Der Hardenberg-Bericht beginnt mit dem Satz «Scheherezade war eine dumme Kuh!», brummt Niklas Hardenberg.
Demnächst mehr im Hardenberg-Blog...»
 « Blindtexte annähernd nach der Methode der écriture automatique verfasst, sind Gedankenimprovisationen. Vielleicht so etwas wie die Postdramatik der Philosophie. Lose Gedankenskizzen, die in der Spontaneität ein Rhizomgeflecht entwickeln, das sich auch in die Tiefe ausbreiten kann.»
 « Das Nachrichten-Archiv von Oktober 2002 bis Januar 2020 befindet sich hier»
 « Ein verblassendes Schreckgespenst liegt hinter mir und wird im Rückspiegel immer kleiner, während ich ihm davonfahre. »
 « Blindtext - écriture automatique - Ergebnis 1 • 10. Januar 2021»

Friedhof der toten Links

 « Der Friedhof ist für viele Gräber angelegt, wie die meisten Friedhöfe dieser Welt. • Im Moment sind drei Gräber belegt.»

Die Gräber sind zu öffnen und Leichen und Gerippe guter alter Ideen zu finden - sie können seziert werden und obduziert: und was wird dabei herauskommen? Die Toderursache ist Vergiftung durch das Gift des Zweifels.

Kurz: Tod durch Zweifel: TdZ !
 
 
Uri Bülbül
Literat und freier Philosoph
• Waterloostraße 18 • 45472 Mülheim a.d. Ruhr