15 Regeln für Uritaner
1. keine Regel ohne Ausnahme. Ausnahmen ergeben sich aus individuellem Kontext. Kontexte sind Situationen der individuellen Art. Wenn man viele aneinander reiht, können sich Muster und Regelmäßigkeiten ergeben.
2. Urianer erforschen die Freiheit und entwickeln in ihrem Leben eine lebendige Kultur der Freiheit. Das heißt, diese Kultur ist dynamisch und verändert sich und vermehrt sich durch Ableger.
3. Es gibt keine Freiheit ohne Regeln, wie es keine lebendigen Körper ohne Skelette gibt. Regeln widersprechen also nicht der Freiheit, sondern sind ihre unerlässlichen Stützen.
4. Regelverstehen kann auch heißen, die Funktion der Regeln zu verstehen.
5. Eine Regel ist periodisch, wie eben eine Periode ist. Sie ist lebendig und natürlich und vom Takt befreit. Die Individualität bestimmt die Periode.
6. Kotelett, Omlet, Hamlet.
Autoverkäufer, Straßenverkäufer, Seelenverkäufer - wo ist da die Regel? Das zu verstehen ist die Regel!
7. Die Urianer sind ein verschollenes Volk, verstreut, unsichtbar, womöglich gar nicht vorhanden. Es gibt nur einen Uri Bülbül, aber es kann ja nicht sein, dass er von nichts abstammt. Vielleicht stammt er von der Sehnsucht ab, nicht allein und einsam im Universum zu sein. Vielleicht ist sogar er selbst der Niklas Hardenberg, den er sich ausgedacht hat, der in aus der Fiktion in die Realität hinübertreten möchte. Ein Migrant zwischen den Welten, zwischen den Zeilen, zwischen den Zeilen ungeschriebener Texte. Individuum und Kommunismus - wie soll das gehen? Kann es eine Gesellschaft und Gemeinschaft aller Individuen geben?
8. Der Unterschied zwischen Kommunismus und Kollektivismus ist genau dieser: der Kommunismus ist die Gemeinschaft der Individuen, der Kollektivismus die Gleichschaltung aller zur Schwarmintelligenz. Aber das sind nur Wortdefinitionen. Man kann sie auch umgekehrt anwenden. Was bleibt, ist die Differenz in der Wirklichkeit. Sie benennen und sie erkennen hängen zusammen, sind aber nicht dasselbe. Wie man sie dann benennt, ist auch unabhängig davon. Sachverhalte und ihre Benennungen sind selbt bei semantischer Bindung arbiträr, will sagen: wie Wörter benutzt werden, ist nur scheinbar klar. Dann weicht das Verständnis doch weit davon ab, weshalb Missverständnisse die Regel sind.
9. Wie kann man dann aber sich verständigen? Nur wenn der Wille dazu apriori vorhanden ist. Man kann auch sagen: Verständnis ist Herzensangelegenheit. Wer Differenz will, wird Differenz erzeugen. Umgekehrt muss Konsens gewollt sein.
10. Niemand kann gegen seinen Willen aufgeklärt werden.
11. Die platonische Lüge ist, dass die Menschen in der Höhle, gefesselt seien.
12. Norm und Kontrolle führen zum Zwang. Urianer folgen lieber individuell dem Feedback ihrer Sinneswahrnehmungen.
13. Pflicht und Neigung ist ihnen eins. Freundschaft entsteht aus Neigung und gern folgen sie der Pflicht in Freundschaft aus Neigung. Kein Urianer lässt seinen Freund verhungern oder verdursten, in Krankheit und Not ohne Hilfe und Linderung. Liebe ist Neigumg und verpflichtet.
14. Viele sind eins und eins sind viele. Eins ist unteilbar, viele sind unteilbar. Also sind alle Individuen.
15. Dialektik ist besser als Stillstand in Hektik. Schein und Sein, Geschäftigkeit und Handeln sind zu unterscheiden. Widersprüche, Widerstand, Kraft und Gegenkraft, Differenz und Einigkeit sorgen für Bewegung, Veränderung, für Leben. Ohne Leben keine Dialektik, ohne Dialektik kein Leben. Die Alten sagen: Kampf der Widersprüche und ihre Aufhebung in dreifachem Sinne: höher, Auflösung und Aufbewahrung. Das sind die Grundregeln der Dialektik. Nur schade, dass Dialektik so binär erscheint. Denn alles ist Vielheit. Nichts ist so konsensual wie der Kampf der Gegensätze. Dualität und Multipolarität bilden auch eine Einheit und Einheit und Vielheit ebenfalls.
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