Uri Bülbül | Das Ästhetikum

 
 
 
 
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Uri @Klugdiarrhoe




Ist Islam-Kritik rassistisch? Oder gehört der Islam zu Deutschland?

Ich nehme an, dass du diese Frage mit deiner Antwort dazu meinst: https://ask.fm/heaven_and_hell999/answers/167399252276 Ich will gerne ein bisschen darauf eingehen. Auf die Frage, ob der Islam zu Deutschland gehöre, habe ich eine einfache Antwort: die Frage ist falsch gestellt, die Religionsfreiheit in Form von verfassungsmäßig garantiertem Recht auf Glaubens- und Bekenntnisfreiheit, Meinungsfreiheit, Versammlungsfreiheit gehört auf jeden Fall zu Deutschland und zu den Grundpfeilern unserer Gesellschaft. Es hat sich in den letzten Jahren sehr stark und demokratiezersetzend eingeschlichen, das Grundgesetz auszuhöhlen. Das halte ich für die eigentlich große Gefahr für die politische Kultur.

Es gibt auf www.Academia.edu eine auffällige Menge an Arbeiten zum Thema "antiislamischer Rassismus". Ich halte die Strategie, jedwede Islamkritik als rassistischen Angriff zu deuten, für eine demagogische Strategie von islamistischer Seite. Der Islam darf genauso gut kritisiert und verspottet werden wie der Katholizismus oder (was weniger der Fall ist) Protestantismus auch. Im Unterschied zum Judentum und Alevismus, beruhen die anderen Religionen ausschließlich auf Bekenntnis der Individuen und nicht auf Geburt. Natürlich ist es naheliegend, dass Kinder den Glauben ihrer Eltern und Erziehungsberechtigten annehmen, aber sie müssen alle noch einmal ein Bekenntnis ablegen. Allein deshalb schon, ist der Rassismusvorwurf gegen die Kritik an den Religionen abzuschwächen.

Wenn man sich über den Papst und Rom lustig macht oder den Glauben, dass der Papst Gottes Vertreter auf Erden sei, kritisiert, hört man selten den Vorwurf des antichristlichen Rassismus.

Bei der Gründung der Bundesrepublik Deutschland wurde besonders wert darauf gelegt, dass diese Gesellschaft eine offene, vielfältige und freiheitliche sein sollte. Das ist ein hohes Gut, höher stehend als religiöse Empfindlichkeiten gegen Kritik von Menschen an meinem Glauben. Das müssen alle aushalten, ebenso wie es aber frei steht, meinen Glauben auch in seinen Ritualen frei auszuüben: Kleidung, Gottesdienste, Bau von Gotteshäusern haben nach dem GG frei zu sein! Immer wieder wird daran gedeutelt und gedreht, was ich strikt ablehne!

Deine Wortwahl: «Wer bist du, dass du bestimmen kannst was zu Deutschland gehört und was nicht?» finde ich der Sache der Demokratie abträglich. Vor allem: «Wer bist du, dass du denkst deine Meinung sei in irgendeiner Hinsicht relevant?» Nun ist jede Meinung und jede Meinungsäußerung, so falsch sie sein mag, gleich relevant. Es gibt ein Buch von Ali Can: «Mehr als eine Heimat: Wie ich Deutschsein neu definiere». Auch dieses Buch unterhöhlt die Autorität des GGs. Denn dort allein ist definiert, wer «Deutscher im Sinne des GG» ist. Und niemand hat eine Definitionsmacht, die darüber hinaus geht - auch nicht mit einem Migrantenbonus qua Name «Ali Can»! Wer eine offene Gesellschaft will, muss das GG verstehen. Großartig finde ich Deinen Abschlusssatz, er ist auch mein Ideal.
 
 
Uri Bülbül
freier Literat und Philosoph
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