Uri @Klugdiarrhoe
Universalgeschichte als Provokation der Philosophie
Es ist schon sehr interessant, dass die Theologen aus dem Tübinger Stift sich nicht von der Theologie befreien
und in Konsequenz zu ihrem eigenen Denken und geistigen Wirken zu einer kosmologischen Emergenztheorie finden konnten.
Dabei haben sie so sehr viel Wichtiges gedacht. Der rund zehn Jahre ältere Friedrich Schiller brachte sie auf den Sprung
mit seiner Vorlesung: «Was heißt und zu welchem Ende studiert man Universalgeschichte?» Vor allem die Unterscheidung zwischen
Brotgelehrten (würde man hier und heute wohl als "Hu*re*nsöhne" bezeichnen) und den "wahren" Philosophen
(also den tendenziell erfolglosen Spinnern, die eine innere Notwendigkeit in allem spürend sich motivieren lassen,
weder auf Lohn, Brot noch auf Ruhm und Ehre wert legen) hat es mir angetan. Ich zähle mich natürlich auch zu den letzteren
- was sonst? Fame, VIP, Flammenmünzen - auf all das kommt es nicht an. Aber es gibt etwas, worauf es ankommt: wir betreten,
Himmlische, feuertrunken dein Heiligtum! Das Ganze ist aber nicht teleologisch von einem Geist, Gott oder sonstwas allwissend und
allmächtig wie allmöchtig vorgeplant, sondern das Universum wächst und gedeiht, es fügt sich, was zusammengehört,
die Bindungsarme der Atome strecken sich aus und lassen andere freie radikale andocken! Da bedarf es keines Endes der
Geschichte, keines sich entäußernden absoluten Geistes, der dialektisch wieder zu sich selbst finden muss, Energiefrequenzen
vertrömen ihre Anziehung und Abstoßung durch das All und durchdringen alles und es entstehen die wundervollsten Fügungen und
Verbindungen, worin harmonierend die Seele Schönheit empfindet. Da kann die Nachgeburt der Evolution vernünfteln, so viel sie will!
Solange "die Gesellschaft" sich nicht harmonisch ins universelle Gefüge einfügt, der Amazonas niedergebrannt und abgeholzt wird und
"Hochkulturen" aus Edelhölzern Essstäbchen machen, Wale massakriert werden und Arten elendiglich verenden, erkenne ich doch,
dass diese "Gesellschaft" eine der Brotgelehrten ist, um es mal gaaanz altmodisch vornehm auszudrücken, und frage mich,
ob nicht einzelne TikToker mehr für Universalgeschichte tun als die ganze Gesellschaft zusammen.
Vor diesem Hintergrund täte ein Essayist sehr viel, wenn er doch nur so täte wie ein TikToker - schönen Gruß an deinen Kommilitonen!
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