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Das Geheimnis des BRACHLANDs

30. März 2013

nachträglich geändert und aktualisiert am 10.01.2020. Das früher angegebene und nun gestrichene Konto existiert längst nicht mehr. Der Vorschlag war, wer BRACHLAND lesen will, überweist mir 10€ und bekommt den Zugriff auf die PDF. Was für ein Quatsch! Niemand hat sich je gemeldet, niemand hat sich für die Novelle interessiert. Aber das macht mir fast nichts. Ich sah sowieso keine Chance, Millionen von Leserinnen und Lesern auf diese Weise zu erreichen, die mein Konto wegen des BRACHLANDs prall füllen, Raubkopien unter ihre Freunde bringen und mir neben Ruhm und Ehre auch noch zu einem Leben in Wohlstand und Wirlpool verhelfen. Allein die Hoffnung stirbt zuletzt, und schließlich besteht die technische wie theoretische Möglichkeit, dass die entsprechende PDF-Datei von so vielen Menschen heruntergeladen wird. Es liegt jedenfalls nicht an der Technik, wenn dies nicht der Fall ist.

Und was mich ganz besonders tröstet, ist die Tatsache, dass es an der guten alten Novelle mit dem Titel BRACHLAND nun auch nicht liegen kann; denn schließlich hat es ja niemand gelesen ;-) Ich hätte auch gerne die Zensur eines anständigen Verlages durchlaufen; aber derlei Einrichtungen gibt es nicht mehr viele, wenn es nicht gar schon so weit ist, dass man in der Formulierung "anständiger Verlag" eine contradictio in adjecto sehen könnte. Neben den Rezensenten, Feuilletonisten und scharfzüngigen Literaturkritikern waren auch die Lektoren der Verlage eine wichtige und ernst zu nehmende Hürde für einen Verfasser von Texten, die zur Publikation dienen sollten. Aber der Anstand und die Verantwortung haben das Verlagswesen verlassen und dem Streben nach dem -wie sagt man schmählich so schön?- "schnöden Mammon" Platz gemacht. Ein Lektor ist nur noch ein Geschmackskalkulator und Produktmanager für Gedrucktes; Qualität oder die Bedeutung eines Textes für den Diskurs spielen eine gegen Null tendierende Rolle, auch wenn sich der Betrieb noch so sehr bedeutungsschwanger gibt. Ist außer der Show auf Buchmessen und in Fernsehsendungen, die zu später Stund ausgestrahlt von bildungsbeflissenen Langweilern konsumiert werden, irgend etwas übrig geblieben, was meinen Augenwinkeln entgangen sein könnte?

Ich bediene mich ohne weitere Fragen eines demokratischen Mediums, dessen Zugang ich einem zuverlässigen Freund (den zuverlässigsten, den ich kenne) zu verdanken habe. Er hat mich in diese elektronische Welt eingeführt und mich von der Sklaverei des Drucks befreit. Als wir Internet-Visionen besprachen, gab es weder web.de noch facebook. Und in das letztere werde ich mich nicht begeben - so viel ist sicher! Warum soll ich das große Netz verlassen und in einem kleineren größere Bekanntheit suchen? Mir ist der besagte Daumen so zuwider, wie die dort totgeschlagene Zeit und die meisten ausgetauschten Nachrichten. Eine zwitschernde Klatschbörse nannte man früher Fischmarkt - und genauso stinken mir diese Netzwerke der Sozietät! Sie sind eines sinnierenden Menschen, der sich mit sprachästhetischen Mitteln auf die Suche, wonach auch immer gemacht hat, vollkommen unwürdig. Vielleicht verkaufseffizient, ja, aber Geld kann nicht alles sein!

Heute bin ich so weit, dass ich sagen kann und muss: ich schreibe nicht, um gelesen zu werden; ich schreibe, weil ich Freude an meinem Schreiben habe. Es ist ein Teil meines Lebens. Mag manch einer dies als Onanie bezeichnen; ich hoffe, er vögelt nur, um sich fortzupflanzen ;-)

Das Geheimnis des BRACHLANDs jedenfalls steckt im BRACHLAND, das Passwort zum PDF-Dokument ist, wie schon gesagt, käuflich - einige Dienste des Autors auch.