Arbeitest du viel? schalala91213
3. Januar 2024
Es klingt wie eine einfache Frage, aber ich kann sie gar nicht so einfach beantworten. Nichtsdestotrotz bewegt sie mich, also versuche ich eine Antwort und reflektiere zugleich meine Situation.
Bei mir gibt es keine klare Trennung zwischen Arbeit und Freizeit, was daran liegt, dass ich ein künstlerisches Leben in Philosophie und Literatur führe.
Ich bin zwar inhaltlich der Romantik sehr nahe und nenne mich, wenn ich denn kategorisiert, verortet und in eine Schublade gesteckt werden soll, einen POSTMODERNEN ROMANTIKER.
Wenn ich dir nun hier erläuterte, was mit "postmoderner Romantik" gemeint ist, wäre das dann Arbeit oder Freizeit? Ich könnte wetten, dass ich fast der einzige Mensch bin, der seine Ask-Antworten als Arbeit versteht, obwohl das wirklich etwas Verrücktes an sich hat. Aber das Verrückte wäre die romantische Komponente der "postmodernen Romantik".
Was aber wäre "postmodern"?
Diese Epochenbezeichnung hat sehr viele polemische Gegner gefunden - gerade in Deutschland ist die Postmoderne geradezu verschrien! Sie gilt als eine Beliebigkeitsphilosophie, Irrational und vollkommen kulturrelativistisch. Alles steht nebeneinander, nichts gehört wirklich zusammen, Argumente, Begründungen, Rationalität scheinen außer Kraft gesetzt: Postmoderne=beliebiger Quatsch!
Ähnlichen Vorwürfen war auch die Romantik schon im ausgehenden 18. und 19. Jahrhundert ausgetzt. Goethe selbst bezeichnete die Romantik als das Kranke! Geister, Gespenster, Spukgeschichten, reaktionäre Rückwendung zum Mittelalter und unlängst noch hat die Youtube-Philosophin Claudia Simone Dorchain gegen die Romantik polemisiert und alles zusammengefasst und abgelesen, was bisher gegen die Romantik in Philosophiegeschichte vorgebracht worden ist. Dabei ist die Romantik im Wesentlichen eines: Der alternative Widerstand zum entstehenden und um sich greifenden Positivismus und die Vorherrschaft einer bestimmten Art der Naturwissenschaft und ihrer Methode. Der Irrationalismus-Vorwurf basiert hauptsächlich darauf, dass die Romantik (wie auch die Postmoderne) sich gegen die Verabsolutierung der Vernunft durch die Aufklärung und ihre philosophische Fokussierung im Kantischen Kritizismus wandte.
Um noch einmal auf Goethe zurückzukommen: 1. hat er selbst Spukgedichte geschrieben (z.B. Der Erlkönig; Die Braut von Korinth); 2. ist er auch mit seiner Zurückhaltung gegen Kant nicht so weit von der Romantik entfernt. 3. Mit seiner Farbenlehre und auch mit seiner Methode, die Naturphänomene in Metamorphosen zu betrachten, war Goethe ein nach Alternativen Suchender zur Newtonschen Mechanik und zum Positivismus.
Das alles beschäftigt mich Tag und Nacht, wenn ich mit Hunden spazieren gehe, oder auf meiner Matratze liege. Vor einer halben Stunde habe ich einer Kollegin geschrieben, wie wichtig es wäre, gemeinsam mit ihrem Verband und mir eine Bildungsplattform nach dem Modell der ask-Technik zu entwickeln. Da ich Arbeit nicht als Job verstehe, kann ich aber deine Frage verneinen!
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