Uri Bülbül | Das Ästhetikum

 
 
 
 
 
17. Januar 2022


Die 500. Folge des SOKRATES-Romans

Ich schlief, ich schlief! Aus tiefem Traum bin ich erwacht! Und ja... auch ein Theaterphilosoph müsste wissen: Die Welt ist tief! Tiefer als der Tag gedacht! Und um Mitternacht sprechen sich die Richterin, die Sanatoriumsleiterin und der Theaterphilosoph. SOKRATES Folge 500:



Er wollte es sich aber nicht anmerken lassen. «Meine Herren, ich lasse Sie wieder alleine!», sagte er. Uri Nachtigall hatte sich übergeben müssen, war schnell ins Bad geeilt. Es war für ihn noch immer unfassbar, aber das Schreckliche war wieder da: Rufus, dieser Gärtnerverschnitt hatte Ayleen mißbraucht! Da kam das Geräusch auch wieder: es klopfte an der Tür. Er hatte jetzt gar keinen Nerv für Besuch; es musste doch schon Mitternacht sein! Er war schlaf- und traumtrunken. «Herr Bülbül... äh... Herr Nachtigall, darf ich bitte herein kommen?» Wie hatte diese fremde Frauenstimme ihn soeben genannt? Da hörte er eine andere Stimme: «Unsere Sanatoriumsgäste brauchen ihre Ruhe! Wenn der Gast sich nicht meldet, müssen Sie ihn in Ruhe lassen!» «Ich muss wissen, wohin mein Mann gefahren ist. Und er kann es mir höchstwahrscheinlich sagen», widersprach die erste Stimme. «Fragen Sie den Theaterphilosophen, er könnte es wissen, hat Ihr Hausmeister vorhin gesagt. Also fragen wir den Theaterphilosophen.» Uri Nachtigall war nun wach, hatte zu sich gefunden und den Anschluss an seine Erinnerungen, und er war neugierig geworden, fühlte sich sicher und wach genug, um die Stimmen hereinzubitten. «Guten Abend, Herr Nachtigall. Ich bin Else @Erwachsenenstammtisch, die neue Anstaltsleiterin und das ist Frau Richterin Caroline Blank. Sie wollte gerne und ganz dringlich mit Ihnen sprechen!» «Ach!» Mehr brachte der Theaterphilosoph nicht heraus, denn die erste Frage, die ihm durch den Kopf schoss, war: «Ist das womöglich die Richterin, die den Haftbefehl gegen mich ausgestellt hat?»

«Was für eine gruselige Geschichte», brummte Graf Otto @druide0815 von Achtkant. Das Wintertier in der Marokkanischen Hitze bei defekter Klimaanlage, die mal gut, dann wieder zu gut und dann gar nicht nach einem randomisierten Prinzip lief. «"Gruselig" ist vielleicht die Geschichte mit Anneliese Michel, die Geschichte der Elisabeth Käsemann finde ich persönlich eher sehr grausam.» Graf Otto brummte etwas Unverständliches. Er kannte weder die Geschichte der einen noch der anderen. Jetzt tauchten ihm ein bisschen zu viele Frauengestalten auf und Philomena war weg! Sie konnte nun nicht zwischen ihm und dem, was manche "Realität" nannten, vermitteln. Und Alice, seine Assistentin, hatte er mit Philomena weggeschickt. Nun hatte er den Salat Michel-Käsemann und wer weiß, was noch dazu kam! Elisabeth Käsemann war also im Jahre 1977 in der Nacht vom 08. auf den 09. März von der Argentinischen Regierung verhaftet worden. Die Militärs hatten die sozialistischen Experimente am 24. März 1976 beendet und die Regierung übernommen. Und ein Jahr später Elisabeth Käsemann verhaftet. Und etwa acht Wochen später wurde sie ermordet aufgefunden. Und vom damaligen Außenminister Hans-Dietrich Genscher war nur zu hören: "Ach das Mädchen Käsemann!" Es wird behauptet, die argentinische Regierung habe Elisabeth Käsemann erst dann töten lassen, als klar war, dass dies zu keinen diplomatischen Verwicklungen führen werde.
 
 
Uri Bülbül
freier Literat und Philosoph
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