08. Dezember 2011


Die Herzen malte Laura Kress

Danton. Sieh die hübsche Dame, wie artig sie die Karten dreht! Ja wahrhaftig, sie versteht's; man sagt, sie halte ihrem Manne immer das coeur und anderen Leuten das carreau hin. – Ihr könntet einen noch in die Lüge verliebt machen.

Julie. Glaubst du an mich?

Danton. Was weiß ich! Wir wissen wenig voneinander. Wir sind Dickhäuter, wir strecken die Hände nacheinander aus, aber es ist vergebliche Mühe, wir reiben nur das grobe Leder aneinander ab – wir sind sehr einsam.

Julie. Du kennst mich, Danton.

Danton. Ja, was man so kennen heißt. Du hast dunkle Augen und lockiges Haar und einen feinen Teint und sagst immer zu mir: lieber Georg! Aber (er deutet ihr auf Stirn und Augen) da, da, was liegt hinter dem? Geh, wir haben grobe Sinne. Einander kennen? Wir müßten uns die Schädeldecken aufbrechen und die Gedanken einander aus den Hirnfasern zerren. – [...]

Danton. Nein, Julie, ich liebe dich wie das Grab.

Julie (sich abwendend). Oh!

Danton. Nein, höre! Die Leute sagen, im Grab sei Ruhe, und Grab und Ruhe seien eins. Wenn das ist, lieg ich in deinem Schoß schon unter der Erde. Du süßes Grab, deine Lippen sind Totenglocken, deine Stimme ist mein Grabgeläute, deine Brust mein Grabhügel und dein Herz mein Sarg. –
Wissend, einen Bund einzugehen, ohne Romantismen und doch mit Mut und Leidenschaft, zu wissen, dass man sich Gewissheit nicht verbriefen lassen kann und Freundschaft einer Freiheit bedarf, deren Beraubung die Freundschaft ebenso beendet wie ihr Gebrauch. Es ist ein sehr gesellschaftlicher Akt und zugleich auch äußerst privat. Ein Unternehmen ist es, das nur aus Lust & Laune betrieben werden kann - eben weil es schön ist. Die Ruhe aber ist keine Grabesruhe, sondern die Gelassenheit, die im Schönen des Lebens nur zu finden ist. Und darum kann es eigentlich nur gelingen.

Ich liebe Dich wie einen Garten; Deinen mutigen Gang, Deinen entschlossenen Schritt; Deine Lippen sind Kirschen des Gartens, Deine Stimme eine warme Brise und Dein Herz meine Burg.
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