03. Oktober 2011

Fotografiert von Ines Meier, erst Zittau, dann Braunschweig, dann Berlin und jetzt New York.
Große Reden zu diesem Thema werden andernorts geschwungen.

Was ich schriftstellerisch treibe ist vielen ein Rätsel. Dabei ist es ein sehr offenes und öffentliches Treiben, scheint aber irgendwie die Klischees zu sprengen - oder am Betrieb vorbeizulaufen. Einige meiner Freunde warten gespannt schon seit langem auf ein "Buch". «Schreib endlich dein Buch fertig», sagen sie. Aber mir geht es nicht um "ein Buch" und nicht um verkaufte Exemplare; ich habe nicht das Gefühl, dass meine Arbeit ernster wird, wenn ein Verlag mich zum "Schriftsteller" krönt. Ich will schreiben und wahrgenommen werden; und daran mangelt es mir nicht. Ein besseres Medium als das Internet kann ich mir auch nicht vorstellen. Die Rezeption meiner Texte und Gedanken und Gedankenspiele ;-) ist an keine Auflage gebunden und gammelt nicht in Lagerräumen oder Bücherregalen, sondern kann gegoogelt und gelesen werden, von jedem Menschen, der ins Internet kommt und der deutschen Sprache mächtig ist. Alles andere ist Müll eines veralteten Establishments und Kulturbetriebs des 19. Jhs. Ich habe gar nichts gegen das gedruckte Buch. Aber es ist ein Gebrauchsgegenstand und kein Prestigeobjekt. Seit mehr als zehn Jahren habe ich auch für andere Autoren und mit anderen Autoren Bücher produziert. Es war immer ein aufregender Prozess und am Ende kam die große Ernüchterung, dass ein in einer 500er Auflage gedrucktes Buch keine Wunder bewirkt. Und ganz besonders ernüchternd war für mich, dass diejenigen, deren Bücher plötzlich gedruckt vor ihnen lagen, gänzlich überschnappten. Nur wenige verloren nicht die Bodenhaftung und schafften es, ihre Eitelkeit zu zügeln. Auch ich muss demnächst dieses Medium bedienen und zwei Bücher dokumentarliterarischer und essayistischer Art fertigstellen und abliefern. Es ist mein Tribut, den ich an den Betrieb zahle, ohne mir dabei einen Zacken aus der Krone zu brechen. Mehr nicht.

Moniert wird von meinen Bekannten und Freunden aber auch häufiger das Amateurhafte meiner Internetseiten. Sie entsprechen nicht den Nutzergewohnheiten, nicht den technischen Standards bzw. Möglichkeiten usw. usf. Ich merke für mich, dass ich die Zufriedenheit mit meiner Gestaltung sich zeitlich in Grenzen hält. Nach einer Weile bin ich mit der Struktur der Projektes oder mit dem Aussehen der Seiten nicht mehr gar so glücklich und suche nach neuen Möglichkeiten. Nun habe ich heute für mich ein Layout gefunden, das sowohl stark an das klassische gedruckte Manuskriptwort erinnert als auch mir alle Möglichkeiten des Hypertextes offenlässt. Darüber ist meine Freude groß, und ich werde, in den nächsten Tagen und Wochen an Inhalt, Sruktur und Layout meines Ästhetikums begeistert weiter arbeiten. Der sonnige Altweibersommer hinterlässt auch in meiner Arbeitsstimmung tiefe und sehr angenehme Spuren.

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