Was ist Kultur? Was Interkultur und was kulturelle Vielfalt? Wie kann man
sich heute die Zukunft des Lernens vorstellen? Was muss Bildung, insbesondere
kulturelle Bildung heute leisten? Wie sehen die grundlegenden
Bedingungen für Kulturarbeit aus? Welche Möglichkeiten haben Kulturschaffende
und Künstler, ihre Ideen zu verwirklichen? -sich zu bilden, Kulturpolitik und die
Bedingungen ihrer Arbeit zu gestalten? Vernetzung ist in solchen Zusammenhängen
in aller Munde - was aber soll Vernetzung konkret sein? Und unter welchen Bedingungen
kann sie funktionieren? Wie wird der Erfolg von Kulturaktivitäten definiert? Und wie bemisst sich der Erfolg von
Kultur- und Bildungspolitik? Was darf, was kann, was muss die öffentliche Hand im
Kulturbereich unternehmen? Welche Kontrollen sollte sie ausüben? Wie die
Kulturschaffenden schützen und fördern? Welche Rolle spielen Subsysteme der Kultur
wie Soziokultur, Hochkultur und Kulturwirtschaft? Welche Perspektiven, welche Visionen
braucht die Kulturelle Bildung? Wie hält die Kultur es mit der Religion? Wie die
Religionen mit der Kultur?
Solche und viele andere
Fragen wie zum Beispiel auch die leidige nach der Leitkultur können nur diskutiert werden,
wenn es einigermaßen klare Vorstellungen von Bedingungen und Möglichkeiten der Kultur gibt, die sich
nicht auf ein definitorisches Verhältnis zu dem Begriff konzentrieren, sondern sich auf die verschiedensten
Facetten und Aspekte einzulassen bereit sind. Vielfalt im Denken, Multiperspektivität in der Theorie,
eine dialektische Aufhebung jeglicher Kulturdogmatik, zugunsten eines Kulturbegriffs, der
nicht nur toleriert, sondern symbiotisch und synergetisch genießt und gegenseitige Befruchtung als Reichtum
der Arten empfindet, bilden den Geist, der durch dieses Buch weht.
Uri Bülbül und seine Coautoren suchen nicht nur das Gespräch miteinander und bleiben
unter sich, sondern sprechen auch mit anderen Kulturschaffenden und Kulturinteressierten,
mit Menschen in Ämtern, mit Menschen in Kulturbetrieben, Künstlerinnen und Künstlern
und last but not least mit Politikern.
Aus der Kulturpraxis kommend und mit philosophischem Rüstzeug bewaffnet machen sich
drei Menschen unterschiedlichen Alters und unterschiedlicher beruflicher Erfahrung
auf den Weg, über Kulturalität nachzudenken und sich zu unterhalten. Zu den drei
realen Personen
gesellen sich zwei fiktive Figuren aus einer literarischen Randwelt,
Roger Weißhaupt ist Archivar für ungeschriebene Texte im Schreibhaus und
Niklas Hardenberg Professor für Galimathologie und Rabulistik, ebenfalls im Schreibhaus
tätig.
Die 14 Jahre junge Salomé Klein mischt durch Infragestellungen und eigene Ansichten zur
Kultur und Bildung die "Altherrenrunde" auf. Dabei beweist sie immer wieder,
dass sie philosophisch denken und fragen kann, und die Philosophie
als Tätigkeit nicht auf Vielwisserei über die Geschichte der Philosophie
beruht, sondern eine Denk-, Argumentations- und Fragetechnik ist - gemäß dem
Heraklitschen Motto: «Vielwisserei macht noch keinen Verstand».
Das Ziel des Buches ist es, auf eine undogmatische, vitale und witzige Weise das
Thema Kultur zu reflektieren und Möglichkeiten für Kreativität und kreative Kulturpolitik auszuloten.
Dabei werden philosophische Themen und Fragestellungen gestreift, die von Platons
Fiktions-Verachtung bis Nietzsches Vitalismus und von der Dialektik bis
zur Ontologie reichen.
Der Umfang der "Gespräche über Kulturalität" wird etwa 300 Manuskriptseiten betragen,
wovon bereits 200 im Fließtext zusammenhängend geschrieben sind. Bereits geführte
Interviews sind noch nicht eingebunden, weitere Interviews und ein Folgeband
sind bereits geplant.