Uri Bülbül

 

11. August 2005

Es war ein Irrtum zu glauben, daß HTML plattformübergreifend funktioniert und unabhängig vom Betriebssystem und den dazugehörigen Programmen zur HTML-Seitenherstellung immer ein ähnliches Erscheinungsbild bietet. Der Browser, die Herstellungsprogramme, die Bildschirmgrößen - es sind ganz schön viele Faktoren, die bei der Erscheinungsweise eines Quellcodes eine Rolle spielen. Klar: der Quellcode als Text muß interpretiert werden, und jeder Browser hat da seine Eigenarten. Es gibt Übereinstimmungen, aber eben auch Unterschiede. Unterschiede, die dann relevant werden, wenn man an die Seite solche Ansprüche stellt wie an einen gedruckten Text. Ein gesetztes Buch sieht nach dem Druck auch so aus, wie es gesetzt wurde und unterscheidet sich nicht je nach Exemplar. Von solchen Fixierungen muß man sich lösen, wenn man mit HTML arbeitet. Natürlich weiß mittlerweile jeder in der Fachwelt und um sie herum, daß HTML längst abgeschrieben ist, weil zu statisch und nicht so vielseitig wie beispielsweise PHP. Hier schreibt aber nun jemand, der die Technik nicht als Kunst begreift, nicht um ihrer selbst willen betreiben möchte, sondern sie den literarischen und philosophischen Gedankengängen unterordnet. Die Technik soll flexiblen und assoziativen Gedankengängen dienen, soll als Mittel zum Zweck funktionieren. Dabei entferne ich mich nicht zu sehr von klassischen Funktionsweisen von Texten. Vornehmlich geht es darum, die natürliche Sprache schriftlich zu fixieren und hier und da mit Bildern zu arbeiten. Im Zeitalter der digitalen Multimedialität ist das ganz schön konservativ und altbacken - geradezu hinterweltlerisch. So weist mich der technische Diskurs hinaus aus ihrem Paradies. Hier hat nichts zu suchen, der den Segen der neuesten Fähigkeiten nicht zu würdigen weiß. Der Code wird immer dynamischer, die Fähigkeiten immer vielfältiger. Contentmanagement nimmt einem eine Menge strukturierende Logikarbeit ab. Bestimmt werde ich mich irgendwann für MAMBO begeistern und einen Baustein der Multifunktionalität an den anderen reihen. Doch zunächst will ich nur die Errungenschaften der Revolution des virtuellen Textes im Kleinen genießen, meine Hypertexte in bescheidenem technischen Umfang realisieren, das ÄSTHETIKUM muß nun wirklich Wikipedia keine Konkurrenz machen. Die Textsysteme ändern sich; das Aufschreibsystem ist nicht mehr das des Buchdruckes. Ein weiteres Aufschreibesystem hat sich technisch realisiert und etabliert. Damit wird das Buch sicher nicht aus dem Verkehr gezogen, zumal noch viele kulturkonservative Menschen dem gedruckten Wort einen besonderen Stellenwert zusprechen, den ich nur bedingt teile, weil mir die Romantik des Lesens im Café abgeht. In den meisten Cafés gibt es so viel zu sehen und zu beobachten, so viele interessante und phänomenale Menschen, Ereignisse, Begegnungen, Gespräche, daß ich es für ein rationalistisches und logozentrisches Banausentum halte, dies alles zugunsten eines "guten" Buches zu igrnorieren. Das Lesen im Café ist ein provokantes und sich präsentierendes Abwenden von der Welt, wobei bitte schön alle zur Kenntnis nehmen sollen, daß man sich von der Welt zum Geistigen hin abwendet. Eitler Intellektualismus, der sich zudem gerne von Kellnerinnen und Kellnern bedienen lässt. Ich brauche zum Lesen die Abgeschiedenheit, die Ruhe, die Abwesenheit von Menschen, ja, die Abwesenheit von Welt. Das Internet bietet eine andere Dialektik als die der Romantik, die sich zur Schau stellend aus der Welt demonstrativ zurückzieht: Schaut her! Ich lese ein Buch! Im Internet ist es genau umgekehrt. Die Welt soll nicht sehen, sie soll Informationen und Texte liefern. Man zieht sich zurück, um sich ganz in Ruhe mit der Welt zu vernetzen. Man ist nicht aus der Welt, sondern ganz in ihr, kann sich an Forendiskussionen beteiligen, chatten, emails empfangen oder schreiben oder ganz klassisch lesen und betrachten. Leider stößt man allenthalben auch auf Schrott. Aber es ist eine heuchlerische Lüge, daß dies bei Büchern anders wäre. Es sind und bleiben Menschen, die Content produzieren, und da fällt nun mal viel Schrott an.

Nichtsdestotrotz habe ich hier und da Ansprüche an den verfassten Text, die noch vom gedruckten Wort herrühren. Ich möchte nicht, daß durch die Bearbeitung einer HTML-Datei mit zwei unterschiedlichen Programmen sich Fehler einschleichen wie zum Beispiel das Fehlen bzw. Verschwinden von Leerzeichen zwischen den Wörtern. Genau das hat mir in den letzten Tagen mehrmals zu schaffen gemacht und die Überarbeitung meiner Seiten erschwert. Mag sein, daß der Blocksatz seinen Teil dazu beigetragen hat. Noch habe ich das Problem nicht im Griff, noch habe ich meine Arbeitsorganisation darauf nicht richtig eingestellt. Das heißt ich bin zur Zeit gezwungen, mit zwei unterschiedlichen Programmen meine Seiten zu bearbeiten. Allerdings habe ich begriffen, daß ich dabei Vorsicht walten lassen muß.

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